Farbenlehre: Was es mit dem Recht haben auf sich hat
Weiterentwicklung verläuft – wie das Leben – nie linear. Vielmehr ist es wie Wellenreiten. Doch genauso wie es Momente unter Wasser gibt, gibt es Begebenheiten, die einen tragen und in höchste Höhen führen. Für mich steckte in der Frage “willst du Recht haben oder weiterkommen?” unglaubliches Potenzial. Mehr dazu in diesem Artikel…
Tagtäglich sehen wir uns Auseinandersetzungen mit dem eigenen Partner oder der Partnerin ausgesetzt. Oftmals geht es um Kleinigkeiten und wir machen aus einer klitzekleinen Mücke einen riesigen Elefanten. Diese Reibereien über belanglose Dinge kosten uns Zeit und Energie, welche wir an anderer Stelle viel sinnvoller zum Einsatz bringen könnten. Die macht weder Spaß, noch ist es in irgendeiner weise sinnvoll oder gar wirtschaftlich.
Dennoch können viele nicht davon ablassen, ihre Meinung durchzusetzen und sei es bei noch so unwichtigen Diskussionen. Sie wollen Recht haben und setzen alles daran, auch Recht zu bekommen. Doch was ist der Preis, den wir fürs Rechthaben zu bezahlen haben?
Und ich argumentiere hier nicht aus der grauen Theorie heraus. Nein! Ich selbst habe mich vor vielen Jahren verstärkt mit der Menschenlehre, der Farbenlehre, NLP usw. auseinander gesetzt. Dabei ist mir relativ schnell aufgefallen, dass ich – gemäß der eben angesprochenen Farbenlehre – als Roter, sehr dominant und rechthaberisch auf andere Menschen wirkte.
Weiterentwicklung eines “Roten”
Es ist mir vorher nie aufgefallen, dass ich meine roten Anteile sehr stark ausgelebt habe und auf andere Menschen einschüchternd wirkte. Ich kümmerte mich tatsächlich kaum um das Befinden anderer Menschen. Was diese über mich dachten war mir mehr als egal. In meiner Kommunikation wollte ich stets das Maximum für mich erreichen. Allerdings mit der Brechstange.
Nach und nach musste ich jedoch feststellen, dass ich mich mit meiner rechthaberischen Art in eine Sackgasse manövrierte. Es stellten sich nicht die gewünschten Ergebnisse ein, was auch völlig klar war. Wem es nur ums eigene Wohl und ums eigene Ego geht, kann andere Menschen nicht adäquat erreichen oder sie dort abholen, wo sie sind. Das Gesprächsklima leidet nachhaltig. Das gilt für die emotionale als auch die kognitive Seite der Kommunikation.
Mit meinem neu gewonnenen Erkenntnissen fragte ich mich also, ob ich Recht behalten oder mit einer anderen Form der Kommunikation weiterkommen möchte. Ich entschied mich für Letzteres. Mit dieser Entscheidung war jedoch auch klar, dass es zu einer Verhaltensänderung meinerseits kommen musste. Ich musste mein Verhalten verstärkt auf die Persönlichkeitsstruktur und Bedürfnisse meines Gesprächspartners ausrichten. Nur dies ermöglicht es mir, mein Gegenüber dort abzuholen, wo er auch tatsächlich ist.
Dies war natürlich kein Prozess, der von einem Augenblick auf den anderen funktionierte. Doch nach und nach lernte ich, mein Verhalten auf die anderen Farbtypen auszurichten. Mit etwas Übung setzte sich auch die Erkenntnis bei mir durch, dass es gar nicht so schwer ist, das eigene Ego hintenan zu stellen und gerade dadurch alles zu erreichen, was man sich wünscht.
Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig wir uns mit Kommunikation auseinandersetzen. Kommunikation ist alles. Sie findet rund um den Erdball, jede Sekunde milliardenfach statt. Selbst, wenn wir glauben, nicht zu kommunizieren, lösen wir etwas beim Gegenüber aus. Die Art und Weise, wie du deine Blicke durch die Gegend schweifen lässt, die Art, wie du stehst oder gehst, all das wird von deinem Umfeld interpretiert. Du signalisierst mit verschiedenen Bewegungen Zuneigung oder Ablehnung. Die innere Einstellung des Rechthabens hat Auswirkungen auf deine Körpersprache. Da kannst du gar nichts dagegen unternehmen. Logischerweise hat sie ebenfalls Auswirkungen auf die verbale Sprache.
Weiterentwicklung – Die andere Seite
Auf der anderen Seite gibt es natürlich ebenso das Ego des Grünen, das soziale, harmoniebedürftige Pendant des Roten. Ja, tatsächlich – auch soziale Menschen haben Ego. Die Grünen werden nur von ihrem Umfeld für dieses Ego nicht angeprangert. Warum auch? Genau dieses profitiert ja am meisten davon! Denn während der Rote bei all der Härte, mit der er seinen Standpunkt verteidigt, diesen meist behält. Hat der Grüne das Problem, dass er seinen zu oft aufgibt um Harmonie zu wahren. Was in der Kommunikation dazu führt, dass er seine Interessen (selbst wenn sie die Besten, mit bester Absicht sind) selten durchsetzen kann. Du siehst, wie sehr es gilt die Balance zu wahren. Denn den Roten behindert seine Vehemenz, sich auf neue, erfolgversprechende Wege einzulassen. Während der Grüne sich in jeden Weg hineindrücken lässt, ob für ihn passend oder nicht.
Farbenlehre und Menschenlehre als Kommunikationsbasis
Nach mehreren Jahrzehnten Training und der Erforschung der Verhaltensweisen von Menschen, weiß ich, meine Kommunikation auf jeder Ebene so einzusetzen und auf die Persönlichkeitsstruktur des anderen auszurichten, dass ich mit fast jedem Menschen eine hervorragende Kommunikationsbasis aufbauen kann. Dies ebnet mir eine hervorragende Ausgangssituation für Verhandlungen.
Die entscheidende Frage für den Roten: „Will ich Recht haben oder will ich weiterkommen?“
Nichts ist so befreiend, wie der Akt des Loslassens. Mit dieser Frage wirst du vor allem als Roter, enorm wachsen. Lasse dein Ego los und gehe den Weg der inneren Mitte, denn andernfalls wird die Kommunikation für alle Seiten krampfhaft und du bekommst nicht, was du dir wünscht.
Ich kann dir nur raten, dich mit dir selbst auseinander zu setzen. Lerne, auf welche Dinge du wie reagierst. Lerne jedoch auch, wie andere Menschen ticken. Dadurch lernst du den komplexen Prozess der Kommunikation besser zu durchschauen und zu steuern.
Das Loslassen des eigenen Ego hat schlussendlich auch massive, positive Auswirkungen auf deine Lebensqualität. Du wirst ein freieres und erfülltes Leben führen, wenn es nicht mehr um die eigene Rechthaberei geht. Du wirst merken, dass andere Dinge für dich wichtiger werden.
Weiterkommen für den Grünen
Andererseits gilt auch: Harmonische Kommunikation und persönliches Weiterkommen schließen sich nicht aus! Im Gegenteil. Sie bedingen einander. Wenn alle Gesprächspartner voneinander profitieren, kann das Maximum für alle Seiten erreicht werden. Wenn die Grundlage deiner Idee ein WIN-WIN für alle Seiten ist, warum solltest du dann nicht deinen Standpunkt vertreten? Es gilt nur nicht blind und taub für die Sichtweisen anderer zu werden, die ebenfalls hervorragende Impulse beisteuern.
Ich wünsche dir in diesem Sinne viel Spaß und Erfolg auf deinem Weg!
Dein Claudio Catrini
Weiteres zum Thema Loslassen, findest du auch hier.